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Implantologie

Sofortversorgung – ein funktionierendes Konzept?

Provokant kann man fragen: Drängen die Industrie mit ihren Sofortversorgungskampagnen und die Patienten mit Ihrem Anspruchsdenken den Zahnarzt und Implantologen zum Verlassen gut dokumentierter und erfolgreich praktizierter Behandlungsschemata? Oder ist es möglich, die Vorteile der Sofortversorgung und Sofortbelastung auszunutzen, ohne Nachteile in Kauf nehmen zu müssen? Anhand einer gründlichen Literaturrecherche wird das in einem Artikel von Dr. Derk Siebers in der DI international (Dental Implantologie & Parodontologie) dargestellt. Dabei werden Faktoren wie Mikro- und Relativbewegungen, die Primärstabilität, die Knochenqualität und ästhetische Gesichtspunkte eingehend beleuchtet. Es zeigt sich, dass die Sofortversorgung als sicheres Therapiemittel für ausgewählte Behandlungsfälle angesehen werden kann. Wenn sie den gesamten Artikel lesen möchten klicken sie bitte hier.

Verkürzung der Behandlungsdauer
Die Verkürzung der Behandlungsdauer soll die Patientenzufriedenheit und den Patientenkomfort erhöhen. Längere Zeiträume der Zahnlosigkeit oder der Versorgung mit ästhetisch und funktionell kompromittierenden Provisorien können vermieden werden, da beim konventionellen Vorgehen „Wartefristen“ durch die Ausheilung der Alveole und die gedeckte, lastfreie Einheilphase entstehen.
Konzepte, die die Behandlungsdauer verkürzen, können sein:
1.    die Sofortimplantation
2.    die Verkürzung der Einheilzeit
3.    die Sofortbelastung oder Sofortversorgung
Bei der Sofortimplantation bleibt dem Patienten die Phase der knöchernen Ausheilung der Alveole nach Zahnentfernung erspart, die nach dem konventionelle Behandlungsprotokoll bis zu 12 Monate dauern sollte. Die Verkürzung oder Beschleunigung der Einheilzeit kann z.B. durch moderne „aktive“ Implantatoberflächen oder durch die Verwendung von Wachstumsfaktoren (BMP) erzielt werden. Sofortfunktion heißt, dass unmittelbar ein provisorischer oder definitiver Zahnersatz auf dem Implantat etabliert wird. Zu den Vorteilen der Sofortversorgung gehört, dass die Gefahr durch Mikrobewegungen unter herausnehmbaren Prothesen, das sogenannte „Jiggling“ vermieden wird. Es müssen keine kompromittierten Zähne zur Fixation eines Provisoriums erhalten werden, und es entfällt die Notwendigkeit zahlreicher implantatchirurgischer Eingriffe.

Sofortimplantation
Das die Sofortimplantation eine zuverlässiges, ästhetisches und mit hohen Erfolgsraten einhergehendes Behandlungsprotokoll darstellt, ist in zahlreichen Studien belegt worden. Sofortimplantate weisen Erfolgsraten von mehr als 95 % auf haben gute Prognosen bei einem leicht erhöhten Risiko. Deshalb wird der Kombination von Sofortfunktionsprotokollen mit der Sofortimplantation sowie der Einzelzahnrekonstruktion in der ästhetischen Zone in den letzten Jahren ein immer größerer Stellenwert beigemessen – der sogenannte bimodale Ansatz. Studien belegen, dass es sich bei der Sofortimplantation in Kombination mit Sofortfunktionsprotokollen um eine sichere, vorhersagbare und ästhetische Behandlungsmethode handelt.

Sofortfunktion
Vor allem in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren sind zahlreiche Literaturübersichten, Reviews, Konsensuspapiere und Metaanalysen zum Thema Sofort- und Frühversorgung von dentalen Implantaten erschienen. Gute bis sehr gute Erfolgsraten von 90% und mehr sind in allen Literaturübersichten dokumentiert. Es kann konstatiert werden, dass eine hohe Sicherheit für das Funktionieren und die hohen Erfolgsraten  bei Sofortfunktionsprotokollen besteht. Dies wird durch zahlreiche Studien und Metaanalysen der letzten Jahre belegt. Es scheinen keinerlei Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Behandlungsprotokollen (sofort oder später) vorhanden zu sein.
Allerdings fordern namhafte Autoren auch heute noch: „Sofortfunktionsprotokolle gehören aufgrund des erhöhten Risikos und der noch nicht vollständig geklärten Voraussetzungen in die Hände von geschickten und erfahrenen praktisch tätigen Implantologen.“ Gleiches gilt auch für die Sofortimplantation, die nur von erfahrenen und gut ausgebildeten Behandlungsteams durchgeführt werden sollte.

Ein typischer bimodaler Therapiefall ist unten in Bildern dokumentiert:

Ausgangssituation mit nicht erhaltungsfähigem rechten mittlerem Oberkieferfrontzahn

Implantat mit Aufbau für Sofortfunktion

Provisorium direkt eingesetzt nach der Implantatoperation

Endgültige Krone auf Implantat nach 2 Jahren in Funktion

Endgültige Versorgung (Frontalansicht) 2 Jahre im Mund